Schwarzer Töff-Sommer

  • So liebe Leute - es ist an der Zeit für ein Informationen, weshalb es um Miss Sophie und mich etwas sehr ruhig war die letzten Monate.

    OK-OK, Corona war auch nicht förderlich für das Forumsleben, aber das hat sich ja dann irgendwann - zumindest halbwegs - beruhigt.

    Nein-nein - der Grund ist mindestens so schlimm wie Corona:

    Ein paar Mitglieder wissen Bescheid von unserer diesjährigen Motorrad-Misere - für alle anderen zur Info.

    Short Version

    Am 23. Juni 2020 wurde die Ducati von Ursi in Italien, hoch über dem Gardasee, am Bocca di Navene, von einem rückwärtsfahrenden PW-Lenker über den Haufen gefahren, während wir dort in der Gartenwirtschaft an einem Cappuccino nuckelten.

    Ihr Töff war durch die vielen Schäden nicht mehr fahrbar und auch nicht notdürftig reparierbar.

    Nebengeräusch: Die Duc von Ursi kippte nach links weg und schlug gegen meine ebenfalls dort geparkte Duc. Auch meine kam nicht ganz ungeschoren davon, aber das sind Peanuts im Vergleich.

    Ungefähr zweieinhalb Monate danach (!!) konnten wir am Samstag, 5. September endlich die (beinahe) fertig reparierte Ducati von Ursi wieder abholen und eine kleine Runde drehen.

    Dazwischen liegt aber ein kaum zu beschreibendes Mass an Ärger, Frustration, Enttäuschung, Resignation und einfach Wut.

    Wen es interessiert, darf gerne weiterlesen, ansonsten war es das mit einer kurzen Erklärung, weshalb wir in den besten Sommermonaten nie aufgetaucht sind.

    Extended Version

    Vorfall/Schaden

    Früher Vormittag, Italien, Gardasee, Ferien. Tour zum Monte Baldo, Kaffeehalt beim Bocca di Navene. Cappuccino auf der Terrasse, friedlich. Plötzlich: Scheppern. Shit, das kam vom Parkplatz. Wie von Wespen gestochen rannten wir hinaus. Da zerrten schon zwei gesetztere Wandervögel an Ursis am Boden liegenden Töff herum und labberten irgendetwas von Tape und reparieren. Es stellte sich heraus, dass der eine der beiden Pflöcke mit seinem Passat rückwärts, längs, in Ursis Töff gefahren war. Die Duc kam wegen dem hochklappenden Seitenständer nach links zu Fall. Die Gepäckplatte schrammte dabei noch über meine Carbon-Auspuff. In feinster Italia-Manier wurde gestikuliert und diskutiert. Zum Glück kann Ursi ziemlich gut Italienisch. Irgendwann hatte ich genug und sagte, dass jetzt die Polizei auf Platz komme. Das hat dann gewirkt. Der Verursacher war lammfromm und setzte sich mit Ursi an einen Tisch. Er hatte alle Papiere und sogar die Versicherungspolice dabei. Mit dem anderen Löffel stellte ich den Töff wieder auf uns sah mir den Schaden an. Da könnten einem die Tränen kommen. Einfach alles abgebrochen, was halt so abbricht, wenn ein Töff zu Seite fällt. Kupplungshebel, Rückspiegel mit integriertem Blinker, Handschutz usw. Zudem Windschild zersplittert, Dashboard, Verschalung, Motorschutzkappen, Fussrasten... etc, alles zerkratzt oder ganz hin.

    Organisation Rücktransport

    Ich machte mir keine weiteren Gedanken zum Rücktransport von Ursis Multistrada – schliesslich habe ich ja als Bünzlischweizer alles doppelt und dreifach versichert. TCS, ETI-Schutzbrief und noch die Ducati-Assistance. Also, begann ich mit dem TCS. Nach langem Musikhören wurde mir mitgeteilt, dass der Töff abgeholt und in die nächste Vertragswerkstatt (Bozen) gebracht würde. Gemäss den Bestimmungen habe ich kein Anrecht auf Rücktransport des Motorrades in die Schweiz. Ich diskutierte nicht lange, sondern wollte einfach, dass der Töff erst einmal abgeholt wird. Das hat dann auch geklappt. Aber weiter interessierte es den TCS nicht die Bohne, z.B. wie wir weiterfahren, nach Hause fahren, da musste ich später noch Druck ausüben (Mietwagen, Hotelübernachtung).

    Schliesslich habe ich unsere Versicherungsgesellschaft (Basler) angerufen und das Vorgefallene geschildert. Erster Kommentar: «So ein Pech das tut mir leid für Sie. Jetzt werden wir Ihnen erst einmal helfen, danach sprechen wir darüber, wer was bezahlt. Schlimmstenfalls bleiben sie auf dem Selbstbehalt der Vollkasko sitzen, aber das versuchen wir auch einzufordern von der Verursacher-Versicherung. Wenn wieder einmal so etwas passiert, rufen Sie immer als Erstes uns an».

    Dann wurde mir erklärt, ich solle in der Nähe meines Telefons bleiben, es werde mich ein Mitarbeiter der Basler anrufen, welcher auf Schadenfälle in Italien zuständig sei. Keine 10 Minuten später rief mich dieser an und erklärte mir alles genau. Ich war beeindruckt. Gute 15 Minuten nach diesem Gespräch bekam ich vom TCS eine SMS worin bestätigt wurde, dass die Duc von Ursi in die Schweiz transportiert würde – äbe, geht doch, aber nicht von selbst.

    Rückfahrt in die Schweiz

    Was ich bisher nicht erwähnte: Wir waren zu Viert mit 3 Töffs unterwegs. Der Töff des anderen Paars ist kein Gepäckwunder, weshalb Ursi und ich ihnen einen Grossteil des Gepäcks abnahmen und auf unseren Multistradas verteilten. Nun hatten wir aber einen Töff weniger. Auf Anraten der Basler-Versicherung machten wir einen Mietwagen und eine Hotelübernachtung für Ursi beim TCS geltend. Die sträubten sich zuerst und waren der Ansicht, dass Ursi bei mir als Sozia mitfahren könne. Die Frage nach dem Gepäck konnten sie nicht beantworten und organisierten deshalb ohne ausgeprägte Begeisterung einen Mietwagen auf den geplanten Rückreisetag. Das Hotel würden sie aber nicht übernehmen, Ursi könne schliesslich an einem Tag heimfahren (>600 km). Ich wies sie auf das SVG im Zusammenhang mit Übermüdung hin, worauf dann das Hotel auch in Ordnung ging.

    Zurück in der Schweiz

    Wir haben uns die Ferien nicht weiter vergraulen lassen und fuhren die geplanten Touren, Ursi bei mir als Sozia.

    Zurück zu Hause ging es noch geschlagene 2 Wochen, bis Ursis Töff beim Mech eintraf. Es wurde dann von der Basler Versicherung eine Expertise des Schadens durch eine Drittfirma in Auftrag gegeben. Der Capo-Meccanico wollte ihm eine neue Hinterradschwinge abschwatzen, was er verweigerte. Der Schaden (das «Näggi») sei ja kaum sichtbar. Die Idee vom Mech war aber insofern gut, als dass mir die Versicherung 50 % in bar des Preises einer neuen Schwinge anstatt des Austausches anbot. Zuerst nicht begeistert musste ich mit der Zeit zugeben, dass der Deal ganz OK ist. Die Rücksprache bei meinem Ansprechpartner der Basler ergab, dass das Angebot in Ordnung sei und doch ziemlich zu meinen Gunsten. Im Raum steht bis heute immer noch der Regress auf die Verursacher-Versicherung. Man riet mir dringend davon ab, eine Expertise von der Verursacher-Versicherung durchführen zu lassen. So sei es Sache der Basler, zu ihrem Geld zu kommen. Wenn aber eine Gegenexpertise gemacht würde, könnte der Schuss durchaus nach hinten losgehen. Somit gab ich mich mit dem Angebot zufrieden. Ich beauftrage den Mech (das muss so) mit der Reparatur, bzw. Bestellung der benötigten Teile. Er meinte schon, dass das dauern würde. In Bologna arbeite derzeit wegen Corona nicht die ganze Belegschaft. So war es auch...

    Wie ich anfangs schrieb: Das Ganze dauerte 2.5 Monate, während denen Ursi ohne Töff war. Und es waren ja nur einfache Teile betroffen. Die Dutzenden begleitenden Telefonate und Mails mit Versicherung, TCS, Expertenfirma, Mech etc. war einfach nur zermürbend und frustrierend.

    Nebenschauplatz

    Ah ja, das war ja noch etwas: Am 8. Juli, auf der Rückfahrt der Schwarzwaldtour «Project Hornisgrinde» mit Martin.R, blieb meine Bella in Furtwangen so mir nichts – dir nichts stehen.

    Aber das hatten wir ja schon ausgiebig abgehandelt: *klickediklack*

    So waren wir in den besten Sommermonaten teilweise ohne einen Töff in der Garage.

    Fazit

    TCS: Ist für 08:15 Schadenfälle in Ordnung (in der CH, Platten, defekte Batterie). Sobald es kompliziert wird und etwas Engagement nötig wäre, ist die Luft dünn beim TCS. Leider habe ich die Prämien bis Mai 2021 bezahlt. Danach bin ich weg.

    Basler Versicherung: Die haben bewiesen, dass ich seit nunmehr beinahe 30 Jahren am richtigen Ort versichert bin. Ehrliche, freundliche Hilfe. Man hat einen persönlichen Ansprechpartner (für mich unabdingbar) und die Preise bewegen sich im Mittelfeld. Ich werde mit Sicherheit bei der Basler bleiben.

    So - genug gejammert.

    Jetzt schauen wir vorwärts auf einen beschaulichen Altweibersommer 8)

  • Herrgottnanemal.... Das ist ja eine echte Himmelfahrtsfahrt, die ihr da durchgemacht habt.:wacko:

    Schaut Positiv in die restliche Saison und geniesst es dafür doppelt und dreifach!8)8)8)

    Wenn man rechts dreht, wird die Landschaft schneller...

  • Ui.... giganticus maximus diarrhoe

    Basler kenne ich gut... bisher allerdings keine Schäden melden müssen.
    TCS habe ich auch und mit dem ETI nur die besten Erfahrungen gemacht.
    Inkl Repatriierung aus Frangreisch mit der REGA.

    Aber sag mal da war ja echt der Wurm drin bei euch.

  • ein Unglück kommt selten allein oder das Gesetz der Serie.

    Zum Glück seid ihr beide gesund und wohlauf, das ist das Wichtigste.

    Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass der Rest vom 2020 nur positiv verläuft.

    Gruss, David

    der am Freitag und Samstag nicht kann

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  • Oooouuu, echt mühsam solche Geschichten. Da kann ich nur mitfühlen ....

    Wenn ich da zurückdenke, an meinen Tripp nach Schottland, als mir meine erste Sprint geklaut wurde und an meinen Umfaller auf Korsika mit Fussbruch ...

    Fazit

    TCS: Ist für 08:15 Schadenfälle in Ordnung (in der CH, Platten, defekte Batterie). Sobald es kompliziert wird und etwas Engagement nötig wäre, ist die Luft dünn beim TCS. Leider habe ich die Prämien bis Mai 2021 bezahlt. Danach bin ich weg.

    Aber da muss ich dem ETI-Schutzbrief vom TCS dennoch ein Kränzchen widmen. Bei beiden Ereignissen wurde mir sofort ein Rückflug organisiert. Auch hatten sie mit dem Arzt auf Korsika alles geregelt, um meine "Flugtauglichkeit" gegenüber dem Airlainer zu bestätigen. Auch der Rücktransport der Töffs (die Sprint wurde damals am andern Tag wieder gefunden) wurde zu meiner vollen Zufriedenheit erledigt. Dies zu meinem Fazit zum TCS.

    Nun ja, der eine ist mit einer Leistung zufrieden, der andere nicht. Auch weiss ich, dass meine AXA-Möppi-Versicherung nicht die billigste ist, hatte aber in Vergangenheit bei einem Schadensfall nie den kürzeren gezogen.

    Ich hoffe, ihr beide könnt dennoch dieses wunderbare Wetter auf der einten oder andern Tour geniessen.

  • Hoi Steff - schön von dir zu lesen :thumbup:8)

    Wenn ich da zurückdenke, an meinen Tripp nach Schottland, als mir meine erste Sprint geklaut wurde und an meinen Umfaller auf Korsika mit Fussbruch ...

    Kann mich gut erinnern, das war eine wirklich üble Sache X/

    Aber da muss ich dem ETI-Schutzbrief vom TCS dennoch ein Kränzchen widmen.

    Ja, man hört sehr Unterschiedliches. Mir kams einfach so vor, als spulen sie ihr 08.15 Programm ab. Dies vor allem zu ihrer eigenen Zufriedenheit. Aber letztendlich wurde auch alles bezahlt was es von TCS Seite zu bezahlen gab. Im Direktvergleich mit meiner Versicherung fehlte da einfach das Persönliche. Man hat vor Ort ein Problem und ist auf Hilfe angewiesen.

    Ich hoffe, ihr beide könnt dennoch dieses wunderbare Wetter auf der einten oder andern Tour geniessen.

    Wir sind sogar nach dem Vorfall unsere geplanten Touren gefahren, einfach zu Zweit auf meiner Duc.
    Und ja - seit vorletztem Samstag hat Ursi ihren Töff wieder und wir konnten ein paar wirklich geniale Touren fahren.

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